Inhalt

Erfolgsgeschichte: In Österreich tragen Olivenbäume zur Bewältigung des Klimawandels bei

Agro Rebels hilft österreichischen Landwirten bei der Umstellung vom Anbau von Getreide auf den Olivenanbau.

listen

Die Autorin des Interviews ist Petra Šubic, dieser Artikel wurde in der Zeitschrift Finance publiziert

„Wir haben Oliven nach Österreich gebracht, die ersten Plantagen befinden sich im Burgenland und in drei weiteren Bundesländern. Wir testen auch, wie die Khaki in Österreich gedeiht. Wir würden auch gerne andere mediterrane Pflanzen nach Österreich bringen, da wir davon überzeugt sind, dass nur neue Ansätze den österreichischen Landwirten helfen können, sich an den Klimawandel anzupassen“, sagt Lukas Hecke von Agro Rebels in Wien.

Er gründete das Unternehmen 2019 zusammen mit Daniel Rössler, der sich seit zehn Jahren in verschiedenen landwirtschaftlichen Projekten in Afrika, Asien und Osteuropa engagiert, sowie dem Physiker Markus Fink, der erforscht, wie Pflanzen und andere Organismen im Weltraum überleben können. Der vierte Rebell gegen den Klimawandel im Team ist Markus Simhiert, Landwirt in Österreich und Olivenbauer in Spanien. 

Bis vor drei Jahren wurden in Österreich keine Oliven angebaut. Mit dem Klimawandel wurden die Bedingungen geändert und man könnte nun auch weitere mediterrane Früchte und Gemüsesorten anbauen, wenn die Nachfrage nach beiden wächst. 

Aufgrund des Klimawandels können einige kälteresistentere Olivensorten seit Jahren den Winter in den wärmsten Regionen Mitteleuropas überstehen. Dort sind die Sommer mittlerweile so trocken und heiß, dass einige klassische landwirtschaftliche Pflanzen nicht mehr die gewünschte Ernte bringen. Niederösterreich, Wien und das Burgenland haben die geringste Niederschlagquote und diese Gebiete sind am stärksten vom Klimawandel betroffen. 

Höhere Temperaturen, weniger Niederschlag, häufigere Dürren

Eine Studie des österreichischen Landwirtschaftsministeriums zeigt, dass die Temperaturen bis 2080 im Extremfall auf sechs Grad Celsius ansteigen könnten. Infolgedessen werden wir längere Perioden ohne Regen und häufigere Dürren haben. Früher erschienen sie alle 20 Jahre, künftig werden sie sich alle fünf Jahre wiederholen.

Aufgrund des Klimawandel werden die landwirtschaftlichen Erträge insbesondere in Ostösterreich kleiner und es besteht Handlungsbedarf. „Die Landwirte müssen sich auch anpassen, indem sie andere Pflanzen wie z.B. Oliven anbauen, die es in Österreich vor drei Jahren noch nicht gab. Wir können auch weiterhin mediterranes Obst und Gemüse anbauen, die beide zunehmend nachgefragt werden. Es ist an uns, aus der Krise eine Chance zu schaffen“, sagte Hecke.

listen
listen

Von der Forschung und Testphase bis zum Geschäft

Das Geschäftsmodell von Agro Rebels beginnt mit der Forschung, setzt sich mit einer Testphase fort und endet mit neuen Geschäftschancen. „Am Anfang suchen und forschen wir Obst- und Gemüsesorten, die an unsere Klimabedingungen angepasst sind. Dabei hilft uns auch die Universität für Bodenkultur Wien. Wir erforschen derzeit die Möglichkeiten für den Anbau von Oliven-Hybridsorten“, erklärt Lukas Hecke.

Die ausgewählten Sorten werden dann in einer Pilotplantage getestet. Sie gehen mit jenen Olivensorten auf den Markt, die sich in der Testphase am besten bewährt haben – sofern dies durch eine Machbarkeitsstudie bestätigt wird. Sie helfen Bauern beim Anlegen von Plantagen und beraten sie zum Anbau und zu aktuellen Aufgaben im Olivenhain. Agro Rebels will der größte Anbieter von heimischem Olivenöl und anderen mediterranen Produkten in Österreich werden. Gemeinsam mit Partnerbauern bauen sie bereits Oliven an, aber da die Plantagen noch relativ jung sind, werden noch keine großen Mengen an Olivenöl verkauft. In drei Jahren wurden auf 15 Partnerfarmen 1.500 Oliven bzw. 25 verschiedenen Olivensorten gepflanzt. 

Großes Potenzial für Produktion und Vertrieb

„Die Marktchancen sind groß, da jeder Österreicher im Jahr 2018 durchschnittlich 1,2 Liter Olivenöl verbraucht hat und der Jahresverbrauch künftig auf mindestens vier Liter pro Person steigen soll. Die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln wächst und mit der Umstellung von tierischen auf pflanzliche Fette wird Olivenöl noch beliebter. 2016 gab es im Burgenland 8.471 landwirtschaftliche Betriebe, davon sind mindestens 3.000 für den Olivenanbau geeignet. Im Jahr 2030 werden in Österreich Temperaturen wie in Südeuropa herrschen, heimische Obst- und Gemüsesorten werden immer schwieriger anzubauen und Landwirte müssen sich neue Feldfrüchte suchen. Auch sie können im Olivenanbau eine zusätzliche Einnahmequelle finden“, so der Optimist Lukas Hecke.

Das Unternehmen Agro Rebels erwirtschaftet noch keine großen Umsätze, in diesem Jahr rechnet man jedoch bereits mit 100.000€ Umsatz. „Wenn wir neue Landwirte mit Oliven inspirieren und die Plantagen vergrößern, können wir erfolgreich sein. Österreich importiert große Mengen an Olivenöl, und die Verkaufsmöglichkeiten sind super“, sagte Lukas Hecke am Ende.