- An der weltweit durchgeführten ABC – Indikator – Umfrage 2022 beteiligten sich in Ungarn 73 österreichische Niederlassungen
- Laut den meisten befragten Unternehmen (63%) hat sich die Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftslage in Ungarn im Jahr 2022 verschlechtert.
- Trotz düsterer Wirtschaftslage berichtete mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (53,4%) über eine Umsatzsteigerung im heurigen Jahr, sieht aber in dieser Hinsicht 2023 eher negativ entgegen
- Die Unternehmen sind v.a. von höheren Energie- und Rohstoffpreisen und von der hohen Inflation aufgrund der Kriegssituation in der Ukraine betroffen.
- 63% der beteiligten Unternehmen plant 2023/2024 keine Investitionen in Ungarn – aber auch keine De-Investitionen.
Das AußenwirtschaftsCenter Budapest befragte im Rahmen einer Meinungsumfrage, dem sogenannten ABC-Indikator, der seit 2016 jährlich im Herbst durchgeführt wird, in Ungarn ansässige österreichische Unternehmen unter anderem zu Stimmungsbild, Reformwünschen und Investitionsplänen. Heuer beschäftigte uns auch die Frage, wie weit die österreichischen Niederlassungen von der Kriegssituation in der Ukraine betroffen sind und vor welche neuen Herausforderungen sie sie gestellt hat. Die Auswirkungen des Krieges spiegeln sich in den Ergebnissen unserer Umfrage wider. Das Stimmungsbild für 2022 sieht laut den Befragten eher düster aus, die allgemeine Wirtschaftslage wird sich gemäß den meisten Antworten 2023 weiter verschlechtern.
Laut 63% der Befragten hat sich die Wirtschaftslage in Ungarn 2022 verschlechtert, während weitere 22% die Stimmung als gleichbleibend werteten. Die Aussichten für das nächste Jahr sind auch negativ: Knapp zwei Drittel der Unternehmen (63%) plant für 2023 keine Investitionen in Ungarn.
Trotz der schlechten wirtschaftlichen Stimmung sind die österreichischen Unternehmen verlässliche Arbeitgeber: 59% der Befragten möchte die Anzahl ihrer Mitarbeiter gleich behalten 10%, sieht sogar eine Steigerung im Personalbestand vor.
Repräsentativer Querschnitt
Die am ABC-Indikator teilnehmenden Firmen variieren stark in Bezug auf ihr Tätigkeitsfeld (Branche und Fachgebiet) und stellen daher einen aussagekräftigen, repräsentativen Querschnitt der österreichischen Betriebe in Ungarn dar: Von den Befragten sind 38% Dienstleister und 37% Produzenten, während 25% angaben, als Vertriebsniederlassung in Ungarn tätig zu sein. In Sachen Umsatz erwirtschafteten 2022 rund 25% der österreichischen Firmen mehr als 20 Mio. EUR und rund 15% 11-20 Mio. EUR.
Prognosen und Wünsche für die Zukunft
Die Prognosen für 2023 sind negativ: die Firmen rechnen mit einem sinkenden Gesamtumsatz (42%), mit wenigeren Aufträgen (56%) und einer sinkenden Kapazitätsauslastung (51%).
Knapp zwei Drittel der Unternehmen (59%) rechnen für das kommende Jahr mit keinen Veränderungen im Personalstand, während 32% befürchten, dass ihre Mitarbeiteranzahl 2023 sinken wird. 10% der Befragten möchte seinen Personalstand erweitern.
Die österreichischen Niederlassungen schätzen in Ungarn die gute Qualität der lokalen Zulieferer, die Digitalisierung sowie die arbeitsrechtlichen und infrastrukturellen Bedingungen.
Die Firmen wünschen sich aber Verbesserungen in den Bereichen Bekämpfung von Korruption und Kriminalität, Berechenbarkeit der Wirtschaftspolitik und Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften. Auch wären Fortschritte im öffentlichen Ausschreibungswesen wünschenswert.
Das Top-Thema 2022: Kriegssituation in der Ukraine
Die österreichischen Niederlassungen in Ungarn sind hart von den wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in dem Nachbarland Ungarns betroffen. Als größte Herausforderungen wurden von den Befragten die höhere Energie- und Rohstoffpreise sowie die hohe Inflation eingestuft. Große Probleme bereiten auch der Nachfragerückgang von Kunden, der Mangel an Rohstoffen sowie die Probleme mit Lieferanten.
Zwei Drittel der Unternehmen planen in den nächsten zwei Jahren keine Investitionen in Ungarn. Von dem übrigen Drittel, die trotz schlechterer Wirtschaftsverhältnissen investieren möchten, planen die meisten die Erweiterung der Produktionskapazitäten.
Die österreichische Wirtschaft in Ungarn
Österreich gehört zu den Topinvestoren in Ungarn mit rund 10% der hier getätigten ausländischen Direktinvestitionen und rund 75.000 Beschäftigen bei österreichischen Arbeitergebern. Aktuell sind etwa 1.400 österreichische Betriebe (größer als Ein-Personen-Unternehmen und mit regelmäßigen Transaktionen) aktiv.