Wie in Österreich gewinnt Holz auch in Ungarn zunehmend an Bedeutung. Eindrucksvolle Beispiele aus Wien zeigen, welche Potenziale der moderne Holzbau bietet: der HoHo-Turm in der Seestadt Aspern ist das höchste Holzhochhaus im deutschsprachigen Raum und weltweit das zweithöchste in Holzbauweise. Der Timber Marina Tower, ebenfalls in Wien, wird mit 32 Stockwerken das höchste Holzhochhaus mit Hybridtechnologie weltweit sein. Österreichische Unternehmen zählen zu den Vorreitern im Holzbau und teilten ihr Know-how bei den „Timber Talks“ mit ungarischen Fachkollegen.
Dr. Zoltán Kapros, Abteilungsleiter im ungarischen Ministerium für Bauwesen und Verkehr, gab einen Überblick über die nachhaltige Bauwirtschaft in Ungarn und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Er wies darauf hin, dass in Ungarn vor allem Laubholz vorkommt und qualitativ hochwertiges Bau-Fichtenholz überwiegend importiert werden muss. Um die Abhängigkeit von Importholz zu verringern, laufen derzeit Forschungsprojekte und Experimente, die den Einsatz heimischer Laubhölzer als Baumaterial ermöglichen sollen. Als Beispiel nannte er die in Nagymaros entstehende, vollständig betonfreie Schule in CLT-Bauweise – ein Meilenstein für den ungarischen Holzbau.
Irén Márta, Direktorin des BCSDH ( Business Council for Sustainable Development in Hungary), beleuchtete die Auswirkungen der ESG-Regulierung auf die Bauwirtschaft und neue Marktchancen. Sie betonte, dass Holz – als nachwachsender, CO₂-ärmerer Baustoff, der zugleich hohen Komfort bietet – künftig eine zentrale Alternative zu Stahl, Beton und Glas darstellen wird.
Die Podiumsdiskussion leitete Dr. András Reith, Gründer und Geschäftsführer von ABUD (Advanced Building and Urban Design). Er hob hervor, dass gängige Vorurteile gegenüber Holz – wie mangelnde Haltbarkeit, Feuergefährdung oder hohe Kosten – aktiv entkräftet werden müssen. Marketing, Aufklärung auf allen Bildungsebenen und Anpassungen der Bau- und Brandschutzvorschriften seien entscheidend, um die Branche weiterzuentwickeln.
Teilnehmer der Diskussion waren Péter Oravecz (Hello Wood), Dr. József Kolossa (HuGBC), Péter Szabó (ModulWood) und Dr. András Reith (ABUD). Sie zeigten zahlreiche Best-Practice-Beispiele und betonten, dass Holz sowohl in Wohn-, Büro- und öffentlichen Gebäuden als auch in kommerziellen Projekten vielseitig eingesetzt werden kann. Die größte Herausforderung bleibt dabei die Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung.
Bei der Veranstaltung in der Residenz der Österreichischen Botschaft in Budapest präsentierten sich zehn österreichische Holzbauunternehmen. Die Eröffnung erfolgte durch Botschafterin Astrid Harz.
Advantage Austria, die Handelsvertretung der Österreichischen Botschaft, unterstützt österreichische Unternehmen in Ungarn unter anderem durch Beratung, Identifizierung potenzieller Partner und Kontaktvermittlung. Weltweit ist Advantage Austria in über 70 Ländern mit mehr als 100 Büros vertreten. Die Österreichische Wirtschaftskammer ist seit über 70 Jahren in Ungarn aktiv.