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Erfolgsgeschichte: die Adria kommt per Post

Ein Interview mit Herrn Herwig Ertl von Edelgreissler. Wo das traditionelle Lebensmittelhandwerk, eine bodenständige Gastronomie und die Hersteller von regional typischen Lebensmitteln hochgehalten werden, um die kulinarische Identität der Region Alpe-Adria zu erhalten.

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Adria: eine Liebesgeschichte

Um es kurz zu machen: es ist eine Liebesgeschichte. Als Herwig Ertl vor rund 14 Jahren bei den Salinen von Piran in Slowenien für sein Buch „Einfach Genuss“ recherchierte, war er begeistert. Von der unglaublichen Qualität, Frische und Schönheit der Fische, die aus Irena Fondas Aquakultur im glasklaren Wasser des Naturparks vor der Küste Pirans kamen. Und auch ein bisschen von Irena Fonda selbst, von ihrer Kompromisslosigkeit und der Leidenschaft, mit der sie ihren Weg geht.

Aus den ersten zehn Boxen mit Wolfsbarschen, mit denen Herwig Ertl danach nach Kötschach-Mauthen kam, sind im Laufe der Jahre regelmäßige Lieferungen bis nach Villach geworden, von wo aus Herwig Ertl bis heute den frischen Branzino direkt zu seinen Kunden bringt.

Frischen Meeresfisch essen, mit viel Genuss und ohne schlechtes Gewissen: einmal im Monat kann auf Herwig Ertls Online-Shop-Seite fangfrischer Fisch bestellt werden und er kommt per Post direkt vor die Haustüre. Am Montag wird der Fisch gefangen, am Dienstag versendet und am Mittwoch ist beim Kunden. In seinem Online-Shop kann man aber auch sonstige nachhaltige und authentische Produkte aus der Alpen-Adria-Region dazu bestellen, zum Beispiel Zitronen-Olivenöl Lemoncelo von Sancin, Fleur de Sel aus Piran, sonnengeküsste Tomaten von De Carlo und vieles mehr.

Herr Ertl hat uns in einem Gespräch mehr über seine regionalen Köstlichkeiten, seine Lebensphilosophie und sonstige Aktivitäten des Edelgreisslers erzählt.

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 Video-Interview: Herr Herwig Ertl von Edelgreisslerei.
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AA: Sie bieten ehrliche und authentische Produkte an. Wie überprüfen Sie die Qualität ihres Sortiments bzw. wie wählen Sie die Produkte aus, die Sie Ihren Kunden anbieten möchten?

Ohne "BIO-Bin in Ordnung" zu sein ist "Bio-zertifiziert" nicht möglich. Ändern wir unser Einkaufsverhalten und entdecken wir die Produzenten persönlich, die hinter einem ehrlichen Produkt stehen! Die, die es ehrlich mit uns und unserer Gesundheit meinen. Die biologisch oder aufgrund persönlicher Überlegungen nicht zertifiziert, aber „Bio-Bin in Ordnung“ sind. Denn sie produzieren den einzig leistbaren Luxus: was die Region uns schenkt. Um sich diesen Luxus zu verdienen, muss man oft erst Vorbehalte anderen gegenüber abbauen. Dann kann man nach dem Motto leben: Wenn wir nicht neidisch sind, haben wir alle genug. Die Zukunft der Kulinarik liegt nicht im Sattwerden, sondern im zelebrierten Genuss, und dieser ist nur erlebbar, wenn man es mit Menschen zu tun hat, die ihre Produkte mit Herz herstellen.

Viele Qualitätssiegel sind vielleicht durch Förderungen zustande gekommen, weil jetzt vielleicht alles "bio", "echt gut" und "ja, natürlich" sein muss. Man weiß ja aufgrund der Vielzahl der Qualitätssiegel sowieso nicht mehr, an welchem man sich orientieren soll und kann. Einkauf ist Vertrauenssache. Zeichnen wir die Produzenten mit dem Bio-Gedanken aus - Bist in Ordnung -, halten wir ihnen die Treue und kaufen wir bei ihnen ein.  

AA: Wie bringen Sie denn diese Lebensphilosophie näher an Ihre Kunden?

Mehr als 20 Jahre veranstaltete ich im Alpen-Adria-Raum bereits meine Genussfestspiele. Viele Jahre zog es mich zu den wertvollen Köchen dieser Region und brachte ich besondere Produzenten mit ihren Produkten mit, um dort den Alpen-Adria-Genuss zu zelebrieren. Dabei war es mir immer wichtig, das Genussfestspiel beim Koch zu Hause abzuhalten. Dort, wo er wirkt und uns sein Bestes geben kann, z.B. bei Ana Roš (Hiša Franko) in Kobarid, auf der Burg Socerb bei Milan Graj, in der Majerija von Matej Tomažič. Ganz gegen den jetzigen Trend, wo viele Köche an einen anderen Ort fahren, um dort zu kochen. 

Als Danke für so wertvolle Begegnungen bei den Genussfestspielen habe ich die Grenz Genialen Wege gemacht. Mein Gedanke war und ist es, meinen Kunden ein Produkt im Geschäft verkosten zu lassen und ihnen die Geschichte des Produzenten und der Region, wo er tätig ist, vorzustellen. Die Kunden kaufen begeistert dieses Produkt und nehmen die „Grenz Genialen Wege“ mit, um sich auf Entdeckungsreise zu den Produzenten zu begeben. Dankend kehren die Kunden wieder zurück, um sich nach Neuigkeiten zu erkundigen. Der Edelgreissler, der Produzent, der Kunde - ein Geschäftsmodell, das auch funktioniert.  

AA: Wie hat die Covid-19 Epidemie Ihr Geschäft verändert? 

Ich blicke auf ein sehr spannendes Jahr zurück. Die wertvolle Arbeit für unsere Kunden in den vielen vergangenen Jahren ist uns sehr zu Gute gekommen. Wir haben Hauszustellungen forciert, wo es Ausgangssperren gab. Wir haben gesehen, dass ein starker Familienzusammenhalt zu jeder Zeit sehr wichtig ist. Meine Eltern arbeiten mit 82 Jahren täglich noch in der Edelgreisslerei, in ihrem schönsten Wohnzimmer. Sie sind bereits seit 22 Jahre in der Pension mit dabei.

Unsere Kunden mussten auf keine Köstlichkeiten aus dem Alpen-Adria-Raum verzichten, da die Produzenten Sammelpaletten für ihren Edelgreissler organisierten. Außerdem hat uns die rechtzeitige Digitalisierung sehr geholfen. Wir haben unseren Online-Shop perfektioniert, und dieser Online-Handel ist ein weiteres Standbein des Betriebs geworden.

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AA: Gibt es eine Geschichte aus Ihrem beruflichen Leben, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Jede Begegnung ist eine Bereicherung für mich. Gerne denke ich zurück, als ich den Bürgermeister von Piran, Peter Bossman, das erste Mal auf die Fonda Fisch-Farm brachte. Da staunte Irena Fonda über den Besuch des Bürgermeisters, denn er war damals zum ersten Mal bei Fonda. Er war beeindruckt von dieser Anlage. Der Bürgermeister bedankte sich auch beim Edelgreissler, dass er ihm den EU-Kommissar Johannes Hahn vorstellte, um über damals künftige Vorhaben zu sprechen. Ja, das ist gelebte grenzenlose Nachbarschaft.  

AA: Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft, besonders im Hinblick auf die Alpen-Adria-Region?

Dass wir, dass ich als Edelgreissler und meine Produzenten, nie müde werden miteinander zu arbeiten, weil wir es vielleicht geschafft haben. Und wir eh zufrieden sind. Diese Müdigkeit würde uns nämlich die Energie rauben, um uns weiterzuentwickeln. Die Freude am gemeinsamen Erfolg, die Zufriedenheit aller und der tägliche wertvolle Umgang miteinander motivieren uns, weiter an uns zu arbeiten. Sobald wir wieder reisen dürfen, werden wir von unserem Tun an unseren besonderen Orten erzählen und den Moment noch viel intensiver genießen können, weil wir wissen, dass nichts selbstverständlich ist.  

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